Freitag, September 16, 2005

 

Bayerisches Ärzteblatt, September 2005: Münchner "bel air"-Initiative zum Nichtraucherschutz verbucht erste Erfolge

Versprechen gute, saubere Luft in Münchner Gaststätten – die neuen Tischaufsteller der „bel air“-Kampagne.

Brennende Augen, „dicke Luft“ und Hustenreiz können die Lust auf ein gemütliches Essen im Restaurant schnell verderben, von den gesundheitlichen Spätfolgen ganz zu schweigen. Damit soll Schluss sein, sagte sich die ehrenamtliche Initiative „nahrungs-kette“ und rief in der bayerischen Landeshauptstadt die Aktion „bel air“ ins Leben (wir berichteten).

Die kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) unterstützt die Initiative zur rauchfreien und sauberen Luft nicht nur mit medizinischem Know-How, sondern auch logistisch: Sie stellte Tischaufsteller zur Verfügung, die Nichtraucherbereiche in Lokalen klar erkennbar machen. 700 „bel air“-Schilder sind bereits im Einsatz. Denn was in anderen Ländern gang und gäbe ist, ist in Deutschland leider viel zu selten. „Es ist mir ein persönliches Anliegen, dem engagierten Team der „nahrungs-kette“ zur Seite zu stehen. Ich habe in meiner langjährigen Tätigkeit als Internist die schlimmen Folgen des Rauchens immer wieder miterleben müssen. Ein Gesetz zum Schutz der Nichtraucher, wie es in anderen Ländern vorhanden ist, wäre auch in Deutschland überfällig. Solange dies noch nicht politisch durchsetzbar ist, sind auf private Initiative basierende Projekte wie „bel air“ sehr wichtig“, so der KVB-Vorstandsvorsitzende Dr. Axel Munte. Die bayerischen Ärzte warnen eindringlich vor den gesundheitlichen Risiken, denen Raucher sich, aber auch ihre Mitmenschen aussetzen. Schließlich führen Zigaretten auch bei „bestimmungsgemäßer“ Anwendung zu Gesundheitsschäden und tödlichen Krankheiten: 90 bis 95 Prozent aller an Lungenkrebs erkrankten Erwachsenen sind Raucher. Es sind fast ausschließlich Raucher, die vor dem 40. Lebensjahr einen Herzinfarkt erleiden. Zudem sind Herz- Kreislauferkrankungen wie Bluthochdruck oder auch chronische obstruktive Atemwegserkrankungen größtenteils ursächlich auf das Rauchen zurückzuführen. Und auch die Schäden des Passivrauchens sind immens.

Im Herbst verleiht die Initiative in mehreren Kategorien – von der Bar bis zur Vereinsgaststätte – das eigens geschaffene „bel air“-Gütesiegel, das im Eingang als Erkennungszeichen für gute Luft werben soll. Bisher haben sich 51 Münchner Restaurants und Gaststätten qualifiziert. Sie hatten einen Fragebogen zum Nichtraucherschutz in ihren Räumen ausgefüllt und an die „nahrungs-kette“ geschickt. Diese überprüft demnächst die Angaben der Bewerber mit so genannten „Schnuppertests“ - unangemeldet, versteht sich. Dabei sollen auch empfindliche Partikelzählgeräte zum Einsatz kommen, mit denen die Prüfer den Schadstoffgehalt der Luft objektiv messen.

Ein weiterer Anreiz für die Gastronomen: Das gegründete „bel air“-Netzwerk stellt allen Interessierten, das heißt ehemaligen Rauchern, Nichtrauchern und solchen, die es werden wollen, die Namen der Lokale mit guter Luft zur Verfügung.

Eine Liste mit „bel air“-Lokalen und weitere Informationen über das Projekt finden Sie unter folgenden Links:
www.belair-muenchen.de
www.nahrungs-kette.de
www.pro-rauchfrei.de

Dr. Martina Koesterke (KVB)